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Gemeinde Wien-Landwirtschaft

Geschrieben von Gesundheit365. Veröffentlicht in Biobauern

DiePresse.com
01.07.2011, von Jeannine Hierländer (Die Presse)

Michael Häupl, Großbauer von Wien


Landwirtschaft: Mit 1000 Hektar landwirtschaftlicher Fläche ist die Gemeinde Wien der größte Landwirt des Bundeslandes - und einer der größten Förderempfänger.
Wien. Die Wiener Landwirtschaft ist, wie auch jene Österreichs, ziemlich klein strukturiert: Rund 45 Hektar nennt die Wiener Landwirtschaftskammer als Durchschnittsgröße der knapp 729 Betriebe. Wie auch im Rest Österreichs sind es einige wenige große Betriebe, die aus der Masse der vielen kleinen herausstechen. Der größte Betrieb in Wien gehört aber keineswegs einer ehemaligen Adelsfamilie, die ihren Grund geerbt hat – sondern der seit fast 18 Jahren von Michael Häupl regierten Gemeinde selbst.
Der Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien umfasst rund 2000 Hektar Land. Davon liegt die Hälfte auf Wiener Boden. Die Äcker und Weinfelder findet man in Essling, in Ober- und Unterlaa, in Laxenburg – und sie reichen bis nach Baden. „Nimmt man den Forstbetrieb der Stadt dazu, bewirtschaften wir ein Viertel der Wiener Fläche“, sagt Andreas Januskovecz, Leiter der zuständigen Magistratsabteilung, dem Forstamt und Landwirtschaftsbetrieb Wien (MA 49). Die übrige Fläche des Betriebes liegt in Niederösterreich.
1000 Hektar Biofläche
Angebaut werden hauptsächlich Biokartoffeln und Getreide, aber auch andere Gemüsesorten, wie zum Beispiel Karotten. Dazu kommen noch rund 90 Hektar Weingärten. Die Fläche in Wien wird seit zwei Jahren ausschließlich biologisch bewirtschaftet. Damit ist der Landwirtschaftsbetrieb Wien einer der größten Biobetriebe des Landes. Mit ihrem Landwirtschaftsbetrieb setzt die Stadt Wien laut Januskovecz jährlich rund zwei Millionen Euro um.
Auch sonst kann sich der Betrieb, an seiner Fläche gemessen, mit den anderen heimischen Großbetrieben messen: „Wir gehören zu den größten Landwirten Österreichs“, sagt Januskovecz, der den Betrieb seit zehn Jahren leitet.
Damit gehört der Landwirtschaftsbetrieb der Stadt auch zu den größten Empfängern von Agrarförderungen innerhalb der Wiener Stadtgrenze. Laut Transparenzdatenbank erhielt die MA 49 für ihre Gründe in Wien im Jahr 2009 rund 91.000 Euro an Förderungen. Darin enthalten sind auch die Subventionen für das Weingut Cobenzl, das ebenfalls zum Betrieb gehört.
150.000 Euro Förderungen
Rechnet man die Gründe in Niederösterreich dazu, ergibt sich eine Fördersumme von rund 142.000 Euro für das Jahr 2009. Im Vorjahr erhielt die MA 49 in Summe fast 200.000 Euro Unterstützung aus Brüssel, davon knapp 150.000 Euro für ihre Flächen in Wien. Laut dem aktuellen Grünen Bericht, der Statistikbibel für die heimische Landwirtschaft, gab es 2009 nur vier Betriebe in Wien, die zwischen 70.000 und 100.000 Euro Förderungen erhielten. Weitere vier erhielten mehr als 100.000.
Auf ganz Österreich bezogen kann der Landwirtschaftsbetrieb zwar in puncto Fläche mit den anderen Großbetrieben mithalten – was die Zuwendungen aus dem EU-Agrarbudget betrifft, zählt die MA 49 aber nicht mehr zu den ganz Großen. Und zwar, weil sie als Besitz einer Körperschaft öffentlichen Rechts kein Geld aus dem Topf für die Ländliche Entwicklung beziehen darf, der sogenannten „Zweiten Säule“. So bekommt sie etwa keine Zuschüsse für den Biolandbau. Der stadteigene Betrieb erhält nur die Betriebsprämie – das sind die Zahlungen, deren Höhe nach der Fläche ermittelt werden, also die sogenannten Direktzahlungen.
„Uns entgehen viele hunderttausend Euro“, sagt Leiter Januskovecz, und fügt hinzu: „Was ich nicht in Ordnung finde, weil wir ja die gleichen Leistungen erbringen wie ein privater Betrieb. Also würden uns eigentlich auch die Förderungen zustehen.“ Allerdings dürfte der Betrieb mit dem Status quo weniger von Förderkürzungen betroffen sein, meint Januskovecz.
Die Landwirtschaft erhalten
Wozu braucht die Gemeinde überhaupt eine eigenen Agrarbetrieb? „Um dafür zu sorgen, dass Landwirtschaft auch Landwirtschaft bleibt“, sagt Januskovecz. So bewirtschafte die MA 49 auch unwirtschaftliche Flächen – zum Beispiel, um den Weinbau in Wien zu halten: „Wenn man diese Flächen verkauft, hat man nie die Sicherheit, dass das so bleibt“.
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